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Jugend predigt 2015 – Bäume des Lebens

Was ist Jugend predigt und wie läuft das ab?

Jugend predigt ist ein Wettbewerb des Zentrums für evangelische Predigtkultur der EKD in Wittenberg, gemeinsam mit jeweils einer Landeskirche ausgetragen wird.
Der Hintergedanke der Initiatoren ist, zu erfahren wie Jugendliche Predigten gerne hören würden um dies in ihr Coaching-Programm für Pfarrerinnen und Pfarrer einfließen zu lassen. Dazu sind junge Menschen von 16 bis 21 Jahren aus ganz Deutschland eingeladen ihre Predigt zu einem vorgegebenen Thema einzureichen. Die Verfasser von acht herausragenden Predigten werden dann zu einem Workshop-Wochenende eingeladen, bei dem mit professionellen Coaches des Predigtzentrums intensiv an Sprache und Text der Predigt sowie dem Auftritt gearbeitet wird.
Am Samstagabend findet dann das eigentliche Finale statt, bei dem die acht Finalisten ihre Predigt vor einer Jury sowie der interessierten Öffentlichkeit präsentieren. Die Gewinnerin oder der Gewinner darf dann seine Predigt am Sonntag nochmals in einem Gottesdienst einer örtlichen Gemeinde halten.

Das Workshop-Wochenende

Da der Wettbewerb in diesem Jahr gemeinsam mit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und dem Literaturhaus St. Jakobi in Hildesheim ausgetragen wurde, fand das Workshop-Wochenende mit Finale von Donnerstag 1. Oktober bis Sonntag 4. Oktober imMichaeliskloster in Hildesheim statt.

Der erste Tag – Ankommen, kennen lernen

Gespannt auf das was mit in Hildesheim erwartet, machte ich mich also frühmorgens auf meine Anreise mit der Bahn, die dann auch prompt nicht ohne einen ausgefallenen Anschlusszug von statten ging. Besonders gespannt war ich auf die anderen Teilnehmer und wie das so wird in dieser gewissen Konkurrenzsituation.
Interessanterweise waren wir jedoch bereits beim Mittagessen, unserem ersten gemeinsamen Kontakt, eine Gemeinschaft geworden. Im Anschluss an das Mittagessen und eine kurze Vorstellungsrunde durften wir mit Isi Kunath, einer Freischaffenden Künstlerin, ein Plakat für unsere Predigt erstellen. Nach dem Abendessen schauten wir uns das Literaturhaus St. Jakobi an, wo unser Finale statt finden würde. Da das Thema der aktuellen Spielzeit der Wald ist, waren auf der Bühne stilisierte Bäume aus Holzlatten aufgebaut – passend auch zum Thema des Wettbewerbs Bäume des Lebens.
Nach den Eindrücken in St. Jakobi arbeiteten wir mit Tanya Häringer in spielerischen Übungen an Rhetorik und Aussprache, nach einer Abendandacht lasen wir uns noch gegenseitig unsere Predigtentwürfe vor.

Der zweite Tag – das Coaching

Der Freitag bestand nach der Teilnahme an der Morgenandacht von St. Michaelis im wesentlichen aus Einzelcoachings für Text und Sprache mit Friedemann Sommer sowie für Auftritt und Rhetorik mit Tanya Häringer oder Dietrich Sagert. Zwischendurch war dann Zeit selbstständig an den jeweiligen Predigten zuarbeiten. Es war spannend, wie viel sich dabei in so kurzer Zeit entwickelt hat. Spätestens jetzt war allen klar, das der eigentliche Gewinn des Wettbewerbs nicht die 500 Euro des Hauptpreises ist, sondern bereits die Einladung zum Finale ein großer persönliche Gewinn ist.

Der dritte Tag – der Wettbewerb

Der Samstag stand ganz im Zeichen des Finales, bereits morgens nach dem Frühstück begannen wir mit dem Proben in St. Jakobi. Da wir uns entschieden haben alle die ganze Zeit auf der Bühne zu sein, und uns dort mit einem Hobby zu beschäftigen suchte sich jeder von uns ein Plätzchen unter den Bäumen auf der Bühne. Dann probten wir zweimal den gesamten Ablauf durch, bevor es dann ernst wurde.

Um 17.00 Uhr hatten sich dann neben der Jury über 120 weitere Zuhörer in St. Jakobi eingefunden, was eine beeindruckende Kulisse bildete. Die Jury bestand aus dem Hannoverschen Landesbischof Ralf Meister, Kathrin Oxen, Leiterin des Predigtzentrums in Wittenberg, Hannes Leitlein, Volontär bei Die ZEIT mit Christ & Welt, Adelheid Ruck-Schröder, demnächst Predigerseminar Loccum, Fritz Handerer, Literaturmagazin BELLA triste, Hildesheim.

Nach kurzen Aufwärmübungen mit Tanya Häringer, der Begrüßung durch den Intendanten von St. Jakobi Dirk Brall sowie von Schulpastor Peter Noß-Kolbe betraten wir die Bühne. Julius Albrecht aus Nettlingen stürmt mit einer Judo-Rolle auf die Bühne und beginnt im Liegestütz von den Platanen in seinem Heimatort zu predigen. Jule Ender fragt das Publikum nach dem Inhalt der Hosentaschen und erzählt, was der Inhalt ihrer Taschen mit dem Glück zu tun hat. Katharina Filges aus Sarsted donnert ihren Stuhl auf die Bühne, echauffiert sich über den Rauswurf aus dem Paradies und findet neben dem Smartphone ein Senfkorn in ihrer Hosentasche.
Wie wäre das, wenn ich ein Baum am Wasserbach wäre? Mit dieser Frage beschäftige ich selbst mich und finde die Kombination zwischen dem Leben als Baum und dem als Mensch. Lisa-Marie Miethe aus Sibbesse pflanzt einen Baum und spricht über die Schöpfung und die Bäume des Lebens. Johanna Schnute aus Göttingen knallt ihr Buch zu, schlüpft in eine Pluderhose und stürzt sich in das Getümmel des Kirchentages.
Mit einer gekonnt intonierten Arie von Georg Friedrich Händel kommt Magnus Spiegelberg auf die Bühne und macht sich Gedanken über die Vergänglichkeit des Lebens und die zunehmende Lebenserwartung der Menschen heute. Den gelungenen Abschluss macht Simon Luca Wellner in reimenden Versen über die Schöpfung.

Dann war erst mal durchatmen angesagt und die Jury zog sich zur Beratung zurück. Bei Zwiebelkuchen, Federweißer und mit Musik vom Felix-Lopp-Trio entstanden Gespräche zwischen Teilnehmern, Coaches und dem Publikum. Nach über einer Stunde war die Jury-Sitzung beendet. Dies sei ein Beweis für die außerordentliche Qualität der Beiträge, so Landesbischof Ralf Meister, der in seiner Laudatio noch einmal die Besonderheiten jedes einzelnen Beitrags hervorhob. Den ersten Preis erhielt Katherina Filges, der Sonderpreis für ein gelungenes Sprachexperiment oder eine besondere Performance ging an Simon Luca Wellner.

Im Anschluss an die Siegerehrung fanden wir uns gemeinsam mit den Coaches und einem Teil der Jury in der Tonne im Keller vom Michaeliskloster zu einem Abschlussabend bei verschiedenen Snacks und Getränken ein.

Der vierte Tag – Gottesdienst und Abschied

Nach dem Frühstück räumten wir unsere Zimmer in St. Jakobi und fuhren sammt Gepäck zur Markuskirche in Hildesheim. Dort nahmen wir am Erntedankgottesdienst teil, dessen Thema ebenfalls der Baum war. Unsere Gewinnerin Katharina Filges hielt nochmals ihre Predigt und meisterte diese weitere Herausforderung mit Bravour. Nach dem Abendmahl gab es noch eine kurze Feedbackrunde. Dann hieß es Abschied nehmen. Während manche direkt zum Bahnhof fuhren hatte ich mit zwei anderen Teilnehmern noch ein wenig Zeit und wir schauten uns noch die St. Michaelis Kirche sowie den Hildesheimer Dom an, bevor auch wir uns zum Bahnhof aufmachten.

Resümee

Auch wenn es nicht ganz zum ersten Platz gereicht hat war es ein gewonnenes Wochenende. Selten habe ich erlebt, wie in so kurzer Zeit eine so gute, harmonische Gemeinschaft entstanden ist. Ein Konkurrenzdenken, was man ob der Ausgangslage erwarten hätte können, fand nicht statt und jeder gönnte es dem anderen mehr zu gewinnen. So war das Wochenende eine Zeit mit vielen interessanten Begegnungen, tiefgründigen Gesprächen und jeder Menge Spaß in der Gemeinschaft untereinander und mit unserem Herrn Jesus Christus. Und ich denke neben einem großen Motivationsschub kann ich auch so manche praktische Erfahrung, sei es in der Arbeit mit Texten aber auch zur Rhetorik, mit in meine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in die Aus- und Weiterbildung von Jugendmitarbeitern nehmen.

Ich möchte schließen mit dem Dank an alle Beteiligten, an die Jury mit Landesbischof Ralf Meister, Kathrin Oxen, Hannes Leitlein, Adelheid Ruck-Schröder, Fritz Handerer, an die Organisatoren Schulpastor Peter Noß-Kolbe und Intendant Dirk Brall mit seinem Team von Literaturhaus St. Jakobi, an die Coaches Tanja Hähringer, Isi Kunath, Dr. Dietrich Sagert, Friedemann Sommer, Manon Vollbrecht sowie an die anderen Finalistinnen und Finalisten Julius Albrecht, Jule Ender, Katherina Filges, Lisa-Marie Miethe, Johanna Schnute, Magnus Spiegelberg und Simon Luca Wellner. Zu guter Letzt dem Team der Tagungsstätte St. Michaelis-Kloster und allen anderen, die dieses Wochenende möglich gemacht haben.

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